Engpässen vorbeugen
(27.04.2020) Der Berufsverband der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte (bng) dringt auf eine Exit-Strategie für zurückgefahrene endoskopische Leistungen in den Facharztpraxen. „Es geht jetzt darum, langsam und mit Bedacht zur Normalität zurückzukehren“, sagt Verbandschef Dr. Albert Beyer. „Es darf nicht geschehen, dass eine Verschiebung erforderlicher Darmspiegelungen Diagnosen verzögert und damit einen Krankheitsverlauf zum Beispiel bei Darmkrebs mit vermeidbaren Risiken belastet.“
Die COVID 19-Pandemie hat Magen-Darm-Ärzte dazu gezwungen, endoskopische Leistungen gemäß dem Positionspapier der europäischen Fachgesellschaft (ESGE) und den Empfehlungen des RKI einzuschränken. Während Österreich angesichts der Stabilisierung und des Rückgangs der Erkrankungen die Durchführung aller endoskopischen Untersuchungen inzwischen wieder erlaubt und auch in Deutschland beispielsweise das Brustkrebs-Screening wieder anläuft, wird es für Magen- und Darmspiegelungen keine offizielle Erlaubnis geben. Die Entscheidung hierzu liegt bei jedem Praxisinhaber selbst.
Eine repräsentative Umfrage unter 342 von 861 bng-Mitgliedspraxen hat gezeigt, dass fast alle Praxen dank der üblichen hohen Hygienestandards trotz Pandemie weiter für ihre Patienten da waren. Rund 30 Prozent der Praxen haben dringliche Untersuchungen von benachbarten Kliniken übernommen, die ihre Endoskopie-Abteilungen geschlossen hatten. Mehr als 80 Prozent der befragten Magen-Darm-Ärzte berichteten allerdings auch, dass die Nachfrage nach Vorsorge-Darmspiegelungen in den letzten Wochen zurückgegangen ist. Im Schnitt sind pro Woche und Praxis 23 Vorsorge-Koloskopien entweder von den Patienten abgesagt oder von den Ärzten verschoben worden. Bei den kurativen Koloskopien haben im Schnitt 24 geplante Untersuchungen nicht stattgefunden.
Die Magen-Darm-Ärzte haben Schutzmaßnahmen für Ihr Personal und ihre Patienten eingeführt. Patienten werden vor dem Praxisbesuch eingestuft und ihrem Infektionsstatus entsprechend behandelt. Entzerrung von Wartezeiten, Einschränkung von Begleitpersonen und Abstands- und Verhaltensregeln für Patienten sorgen für die größtmögliche Sicherheit in den Praxen. Unter diesen Bedingungen bieten 52 Prozent der Praxen bereits jetzt Vorsorgeuntersuchungen wieder an, zum 01.05.2020 werden es 78 Prozent aller Praxen sein. „Die Wiederaufnahme der planbaren Untersuchungen und der Vorsorge-Darmspiegelungen macht deutlich, dass die ambulante Versorgung wieder läuft und funktioniert“, erklärt Dr. Beyer. „Sie ist ein klares Signal, dass niemand die Darmspiegelung zur Vorsorge gegen Darmkrebs vor sich her schieben muss.“